Italienischer Irredentismus

Italien nach den Vorstellungen italienischer Irredentisten nach dem Ersten Weltkrieg, „unerlöste“ Gebiete in grün markiert

Der italienische Irredentismus (italienisch irredentismo von redenzione „Erlösung“; auch Panitalianismus genannt) zielte nach der Gründung des italienischen Nationalstaates 1861 darauf ab, im Rahmen der italienischen Einigung alle Gebiete, die ganz oder teilweise von einer italienischsprachigen Bevölkerung bewohnt waren bzw. südlich des Alpenhauptkamms lagen, in den neuen Staat einzugliedern. Zunächst konzentrierten sich die Bemühungen auf das Trentino und Triest, ab dem Ende des 19. Jahrhunderts aber auch Dalmatien, das Tessin und Istrien.[1] Im Trentino wohnte eine kleine deutsche Minderheit, und Istrien und Dalmatien waren vor allem auf dem Land mehrheitlich von Kroaten besiedelt; alle drei Gebiete befanden sich damals unter der Herrschaft der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden der Siegermacht Italien auf der Pariser Friedenskonferenz einige Gebiete der aufgelösten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wie das Österreichische Küstenland und die südlich des Brenners gelegenen Teile Tirols zugesprochen, da das Land mit seinem Kriegseintritt auf der Seite der Entente 1915 den zuvor geschlossenen Geheimvertrag von London erfüllt hatte. Weitergehende Forderungen nach einer italienischen Nordgrenze entlang des Alpenhauptkamms bzw. der Wasserscheide von Mittelmeer und Donau / Schwarzem Meer, die das Schweizer Tessin und Teile Graubündens eingeschlossen hätte, wurden dagegen nicht erfüllt. Unter Rücksicht auf den neugegründeten südslawischen Staat wurde in Paris auch die vollständige Umsetzung der Zusagen des Londoner Vertrags von den anderen alliierten Mächten blockiert.

Man sprach (mit den Worten Gabriele D’Annunzios), insbesondere mit Bezug auf das zum größten Teil an das neugegründete Jugoslawien gefallene Dalmatien, in Italien von einer vittoria mutilata, einem „verstümmelten Sieg“. D’Annunzio selbst besetzte mit den Arditi im September 1919, nach dem Vertrag von Saint-Germain, das umstrittene Gebiet an der Kvarner-Bucht um die Stadt Rijeka (Fiume) und rief dort im Folgejahr die nur kurz währende italienische Regentschaft am Quarnero aus. Das Gebiet fiel 1924 auf diplomatischem Weg durch den Vertrag von Rom an das inzwischen von den Faschisten unter Mussolini regierte Italien.

Der italienische Teil Istriens (darunter auch Rijeka/Fiume) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder an Kroatien und Slowenien bzw. Jugoslawien abgetreten, Triest, der größte Teil von Görz, das Trentino und das überwiegend von einer deutschsprachigen (und ladinischsprachigen) Bevölkerung bewohnte Südtirol gehören bis heute zu Italien.

  1. Silvano Gilardoni: Irredentismus. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 21. August 2008, abgerufen am 10. Oktober 2014.

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